Die große Zeit von Eisen und Proviant

Scheibbs wird führende Handelsstadt der Monarchie.

Mit Raueisen schwer beladen fuhren die Gespanne aus Innerberg (wie Eisenerz früher genannt wurde) über die Eisenstraße nach Scheibbs – ihre wertvolle Fracht wurde von hier aus in die ganze Monarchie versandt.

Dass sich Scheibbs zu einer der bedeutendsten Handelsstädte der österreichisch-ungarischen Monarchie entwickelte, verdankte es vor allem seinem fruchtbaren bäuerlichen Umland und der Nähe zum Erzberg – die Bergbauregion benötigte Lebensmittel.

Proviant bringt Wohlstand

Als der Erzabbau immer mehr an Bedeutung gewann, erließen die Landesfürsten zahlreiche Verfügungen zum Eisenhandel und zur Versorgung der Bergbauregion mit Proviant. 1538 wurde Scheibbs zum Hauptmarkt eines Widmungsbezirks, der sich rund 30 Kilometer um die Stadt erstreckte. In diesem Bereich mussten die Bauern alle Lebensmittel den Scheibbser Händlern am Wochenmarkt anbieten.

Fuhrleute mit schweren Rössern brachten den Proviant zum Erzberg, tauschten ihn gegen Raueisen und nahmen dieses mit zurück nach Scheibbs. Die „Kaiserliche Eisencamber“ verteilte es an die rundum ansässigen Nagel-, Huf- und Zeugschmiede, auch Stangeneisen zum Weiterverkauf in die Monarchie wurde produziert.

Die „Dreimärktestraße“ erleichterte den Transport wesentlich

Anfangs hatte man Eisen und Proviant noch mit Maultieren über Saumpfade transportiert. 1544 begannen die Märkte Purgstall, Gresten und Scheibbs mit dem Bau der „Dreimärktestraße“ nach Innerberg. So wurde der Transport mit Pferdefuhrwerken ermöglicht.

Um 1550 war die Eisenwurzen zur wichtigsten eisenerzeugenden Region Europas und Scheibbs zu einem der Hauptmärkte des Eisen- und Provianthandels geworden. Die Proviantlieferungen waren dem Herrscherhaus so wichtig, dass Scheibbs von Einquartierungen militärischer Truppen und von Lebensmittellieferungen für Kriegszwecke zum Großteil verschont blieb.

Durch die Industrialisierung verlor die Kleineisenproduktion an Bedeutung. Als Kaiser Joseph II. 1781 den freien Eisenhandel verfügte, verlor Scheibbs alle Verpflichtungen und Privilegien als Hauptmarkt.

Wenn Sie die Geschichte der Stadt an Originalschauplätzen erleben wollen

Folgen Sie einfach der Scheibbser Altstadtrunde zur Hauptstraße, damals Marktplatz, auf dem vor allem Getreide und Schmalz gehandelt wurden. Schöne Bürgerhäuser zeugen vom Wohlstand der Eisen- und Provianthändler. Das Sgraffito auf einer der Fassaden zeigt sehr anschaulich, was sich in der Markt-, Handels- und Verwaltungsstadt Scheibbs zu dieser Zeit abspielte.   

In der Broschüre „Scheibbser Stadtbegleiter“ finden Sie Wissenswertes zur Altstadtrunde. Wer persönliche Begleitung und gute Geschichten schätzt, ist bei unseren StadtführerInnen bestens aufgehoben.